Wie du Greenwashing erkennst?
Wer sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, kommt an dem Begriff Greenwashing nicht vorbei. Was das genau bedeutet und wie du Greenwashing erkennst, liest du hier.
Greenwashing ist eine Bezeichnung dafür, wenn Unternehmen ihre Produkte oder Geschäftspraktiken mit Marketing und PR-Kampagnen „grün waschen“. Sie stellen sich und ihre Produkte als nachhaltiger und umweltfreundlicher dar, als sie sind.
Beispiele für Greenwashing
Irreführende Imagekampagnen
Viele Konzerne haben einzelne Marken, Produkte oder eine Geschäftssparte im Portfolio, die tatsächlich nachhaltig sind. Natürlich werden diese grünen Teilbereiche sehr gerne und intensiv vermarktet. Dass der Konzern insgesamt Regenwälder abholzt, Plastik bis ins arktische Meer verteilt oder unwürdige Arbeitsbedingungen im Unternehmen vorherrschen, wird aber unter den Teppich gekehrt.
Die für ihren Kampf gegen Plastik bekannte Marke Sodastream, gehört beispielsweise seit 2018 PepsiCo., die selbst unter scharfer Kritik steht, unter anderem als eine der größten Plastikverschmutzer weltweit. Ikea verkauft sich und sein Angebot in den Werbespots als besonders nachhaltig. Realität ist allerdings, dass Ikea illegale Waldrodungen in Rumänien zu verantworten haben soll. Die Liste der Großkonzerne und Unternehmen, denen Greenwashing vorgeworfen wird, ist lang. Sie umfasst Unilever und Nestlé ebenso, wie mittlere oder kleine Unternehmen. Gewisse Recherchen und Hintergrundchecks sind deshalb für wirklich nachhaltige Kaufentscheidungen unbedingt nötig.
Irreführende Angaben & falsche Versprechen
Angaben, wie „99 % biologisch“ oder „bis zu 100 % biologisch abbaubar“ verheißen nichts gutes, denn es bedeutet auch, dass ein Prozent nicht biologisch ist, beziehungsweise unter gewissen Voraussetzungen, das Produkt nicht zu hundert Prozent abbaubar ist. Was den Konsumentinnen und Konsumenten aber plakativ ins Auge fällt, ist das Wort „biologisch“.
Wer auf solche irreführenden Angaben nicht hereinfallen will, muss die Inhaltsangabe also genau lesen oder zu anderen Produkten greifen.
Ein gutes Beispiel für falsche Versprechen sind die sogenannten „kompostierbaren Bioplastiktüten“. Diese bestehen zum Großteil aus pflanzlichen Materialien und verrotten tatsächlich. Aber: „Biosackerl“ verrotten unter normalen Umständen nur sehr langsam und erst ab Temperaturen, die in gewöhnlichen Kompostieranlagen von Städten oder Kommunen, meistens nicht erreicht werden. Tüten aus „Bioplastik“ müssen deshalb oft mit dem Restmüll entsorgt werden und dürfen nicht in die Biotonne oder auf den Komposthaufen im Garten.
Außerdem verbraucht der Anbau der verarbeiteten Pflanzen Boden und Wasser und die Tüten sind nicht gerade stabil, sodass Einweg-Tüten aus „Bioplastik“ nicht unbedingt als nachhaltig eingestuft werden können.
Ein großer Vorteil ist aber immerhin, dass keinerlei Mikroplastik entsteht. Trotzdem hat auch Bioplastik nichts in der Natur verloren. Auch im Biosackerl können Tiere hängen bleiben, sich verheddern und im Meer, deshalb ertrinken.
Grenzwertig: Freikaufen mit Zertifikaten und Bäume pflanzen
Oft werden zur Kompensation für umweltschädliche Produkte oder Dienstleistungen Bäume gepflanzt. Möglich ist auch der Kauf von Nachhaltigkeitszertifikaten. Die Unternehmen finanzieren mit dem Kauf solcher Zertifikate Klimaschutzprogramme und dürfen sich selbst dafür ein Nachhaltigkeits-Label verpassen.
Im Großen und Ganzen spart der Kauf von Zertifikaten kein Gramm ausgestoßenes CO2 am Produkt oder der Dienstleistung ein. Wenn du beispielsweise mit einem „Klimaticket“ fliegst, stößt das Flugzeug deshalb nicht weniger Kohlendioxid aus. Welche Maßnahmen mit deinem bezahlten „Klima-Aufpreis“ unterstützt oder getroffen werden und vor allem, welchen Effekt diese erzielen, ist meistens nicht transparent nachvollziehbar.
Ebenso kann ein noch so großer, neu angelegter biodiverser Wald einen über millionen Jahre gewachsenen Regenwald nicht ersetzen.
Leere Versprechen durch fragliche Gütesiegel
Leider kann jedes Unternehmen sein eigenes Gütesiegel erfinden und mit ungeschützten Begriffen, wie „naturnahe“ oder „natürlich“ und einem entsprechenden Design, falsche Eindrücke wecken.
Aber auch viele scheinbar seriöse Gütesiegel stehen in der Kritik, nicht das einzuhalten, was sie versprechen. Der Gütezeichen-Guide von Greenpeace verschafft dir einen ausführlichen Überblick, welchen Siegeln du trauen kannst und welchen nicht. Nachhaltig-shoppen.blog empfiehlt nur Produkte mit Gütesiegeln, die vertrauensvoll sind.
Wie kann ich Greenwashing erkennen?
Wer wirklich nachhaltig shoppen will, muss Hintergrundrecherchen in Sachen Gütesiegel, Unternehmensgeschichte und bekannte Kritikpunkte anstellen. Das prägende Element von Greenwashing ist, dass es sich wie der Wolf im Schafpelz versteckt. Trotzdem musst du dir nicht alles für grün verkaufen lassen. Um Greenwashing-Fallen zu meiden, hilft es, das Unternehmen und sein Angebot möglichst genau zu hinterfragen.
Greenwashing-Checkliste:
Welche Materialien sind verarbeitet?
Wo und wie werden die Produkte hergestellt?
Von welcher Organisation sind die Ökosiegel/Label?
Gibt es mediale Kritik zu Verpackungsmüll/Verschwendung/Umweltverschmutzung…?
Gibt es Berichte von oder kennst du Mitarbeitende des Unternehmens?
Sind Infos und Fakten zum Unternehmen und den Produkten schnell und einfach zu finden?
Kommuniziert das Unternehmen Nachteile oder Schwachpunkte transparent?
Greenwashing – FAQ
Was bedeutet Greenwashing?
Greenwashing nennt sich die Strategie, wenn Unternehmen sich oder ihre Produkte als umwelt- und klimaschonender verkaufen, als sie sind. Irreführende Imagekampagnen, intransparente Kompensationsleistungen und irreführende Gütesiegel oder Inhaltsangaben sind Instrumente, die Produkte und Dienstleistungen „grüner“ aussehen lassen können, als sie sind.
Wie erkenne ich Greenwashing?
Um Greenwashing zu erkennen, musst du das Unternehmen und seine Produkte oder Dienstleistungen hinterfragen. Unsere Checkliste hilft dir, alle wichtigen Fragen zu stellen.
Warum gibt es Greenwashing?
Nachhaltigkeit ist gefragt und es lässt sich damit Geschäfte machen. Mehr denn je ist uns bewusst, dass unser Konsum die Umwelt beeinflusst. Da viele Unternehmen ihre Geschäftsmodelle aber auf größtmöglichen Profit auf Kosten mancher Menschen und der Natur aufgebaut haben, und die Entwicklungen in Sachen Klimaschutz offenbar verschlafen – oder nicht (rechtzeitig) wahrnehmen wollten, müssen sie sich als nachhaltiger verkaufen, als sie sind. Sie waschen sich nicht rein, sondern grün.
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